Der Krieg in Syrien wütet seit mehr als zehn Jahren. Millionen Menschen wurden vertrieben, Wohngebiete, Infrastruktur und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört. Mit mehr als 6,7 Millionen Vertriebenen (Stand März 2021) ist Syrien das Land mit den meisten Binnengeflücheten weltweit.

Eine enorme Herausforderung im Norden Syriens stellen der Wassermangel und die schlechte Wasser- und Sanitätsinfrastruktur dar. In Zeiten einer klimabedingten anhaltenden Dürre in der Region benutzt die Türkei Wasser als Kriegswaffe. Wiederholte Angriffe auf die grenznahe Allouk-Pumpstation, welche mehr als 400.000 Peronen mit Wasser versorgt, beschädigte diese in erheblichem Masse und verursachte eine akute Wasserversorgungskrise. Ausserdem hängt in der nordöstlichen Region Syriens die Wasserversorgung vom Euphrat ab, der in der Türkei entspringt. Die türkische Regierung hat die Wassermenge, die nach Syrien fliesst, durch Staudämme drastisch reduziert und teilweise unterbrochen. Dies führt zu einer ökologischen Katastrophe, zu grossen Problemen in der Landwirtschaft und somit zu wachsender Mangel- und Unterernährung. Wenn es Wasser gibt, führt die durch den Krieg zerstörte oder vernachlässigte Wasser- und Sanitätsinfrastruktur zu einer schlechten Wasserqualität, die sich auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt.

Das Team des Kurdischen Roten Halbmondes führt Informationsveranstaltungen über Hygienemassnahmen und Gesundheitsförderung in Lagern und Unterkünften für geflüchtete Menschen durch und stellt die Trinkwasserversorgung (Wasserverteilung) und die Trinkwasserqualität durch Überwachung und Untersuchung von Wasserproben in Zusammenarbeit mit dem Labor der Wasserbehörde der Selbstverwaltung in Hassakeh sicher. Zudem bietet der Kurdische Rote Halbmond in mobilen Kliniken medizinische Versorgung für Vertriebene und Menschen in abgelegenen Siedlungen an.

medico international schweiz unterstützt die Arbeit des Kurdischen Roten Halbmondes im Bereich der Wasserversorung/Wasserqualitätssicherung in den Distrikten Hassakeh und Raqqa sowie die Implementierung zweier mobile Kliniken: Eine für Allgemeinmedizin, insbesondere für Kinder, und eine mobile Einheit  für Frauen (Gynäkologie und Schwangerschaftsbetreuung) mit der Möglichkeit zur Geburtshilfe.

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Ausführende Partneroranisation

Der Kurdische Rote Halbmond oder Heyva Sor A Kurd ist eine unabhängige, neutrale Nichtregierungs- und Non-Profit-Organisation in Nordostsyrien (Rojava), die 2012 gegründet wurde, um die dringenden, lebensrettenden Gesundheitsbedürfnisse der vom Konflikt im Nordosten Syriens betroffenen Menschen zu erfüllen. Ihren ersten Einsatz leistete Heyva Sor beim genozidalen Angriff des IS auf das ezidische Siedlungsgebiet im Shengal, Nordirak. Das Personal des Kurdischen Roten Halbmondes ist im Bereich des humanitären Völkerrechts geschult und wendet den Verhaltenskodex der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften an1, d.h. es verorgt unter anderem auch verletzte IS-Kämpfer, was für die medizinischen Kräfte eine grosse psychische Herausforderung war und ist. Denn der IS hat auch viele Familienanghörige der Mitarbeiter*innen von Heyva Sor brutal umgebracht.

Der Kurdische Rote Halbmond hat in den zehn Jahren des Konflikts in der Region eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der Kapazitäten, der Widerstandsfähigkeit der von Katastrophen betroffenen lokalen Gemeinschaften, der Bereitstellung von Soforthilfemaßnahmen zur rechtzeitigen Rettung von Menschenleben und der medizinischen Notversorgung von Kriegsverletzten und Vertriebenen gespielt. Unter anhaltenden Risiken leistet das Team ihren medizinischen Dienst für die Menschen Rojavas und versucht, zusammen mit der Selbstverwaltung ein funktionierendes Gesundheitssystem aufzubauen. Zudem setzt sich der Kurdische Rote Halbmond für die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung von Frauen und für die Förderung ihrer Teilnahme an der gesellschaftlichen Entwicklung ein.

1 Heyva Sor wird aber nicht als Mitglied der internationalen Rotkreu- und Rothalbmond-Bewegung anerkannt, da es gemäss Richtlinien nur eine Mitgliedorganisation pro Land geben kann und diese Position vom Syrischen Roten Halbmond der Assad-Regierung besetzt ist.