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Nach der kurzen Atempause zu Beginn des Jahres hat sich nach dem Bruch der Waffenruhe durch Israel die Lage in Gaza für die Zivilbevölkerung nochmals dramatisch zu verschlechtert. Seit nahezu zehn Wochen blockiert Israel jegliche humanitäre Hilfe – keine Lebensmittel, keine Medikamente, kein Trinkwasser erreichen den Gazastreifen. Die Bombardierungen gehen weiter und Israel kündigt eine Grossoffensive an.
Nach über 18 Monaten Genozid mit mehr als 50.000 Todesopfern liegt Gaza in Trümmern. Wohnraum und Infrastruktur sind zerstört, das Gesundheitssystem vollständig zusammengebrochen. Grundlegende Menschenrechte – das Recht auf Gesundheit, auf Nahrung, auf Leben – werden systematisch verletzt. Die gezielte Aushungerung der Bevölkerung wird als Kriegswaffe eingesetzt. Gleichzeitig macht die israelische Regierung keinen Hehl aus ihren völkerrechtswidrigen Plänen: einer dauerhaften Besatzung Gazas, der erzwungenen Umsiedlung der Bevölkerung und der Militarisierung humanitärer Hilfe.
In dieser katastrophalen Situation ist es eine enorme Herausforderung, noch Hilfe leisten zu können: Es braucht immer wieder neue Wege. Deswegen stehen wir so gut es geht mit unseren Partnerorganisationen in Kontakt und passen unsere Nothilfe ständig den Bedürfnissen und Möglichkeiten vor Ort an.
Aktuell unterstützen wir drei lokale Partnerorganisationen in Gaza:
Die Palestinian Medical Relief Society (PMRS) ist als gemeinnützige Organisation die grösste nichtstaatliche Gesundheitsdienstleisterin in den besetzten palästinensischen Gebieten. In Gaza arbeiten ihre Teams unter extremen Bedingungen, um Verletzte zu behandeln, Binnenvertriebene medizinisch und psychosozial zu versorgen sowie Infektionskrankheiten vorzubeugen. Zudem wurde das Hebammen-Team erweitert, um schwangere Frauen in Notunterkünften zu betreuen. Der aktuelle Bericht der PMRS hebt die dringendsten Massnahmen hervor, die jetzt notwendig sind, um die Gesundheitsversorgung im Gazastreifen zu sichern.
Die Aktivist*innen der Jugendorganisation Mayasem Association for Culture and Arts, deren Kulturzentrum in einem kleinen Ort bei Khan Younis beheimatet war, sind selbst zu Binnenvertriebenen geworden. Trotz dieser Herausforderung hat sich das Kollektiv neu organisiert und leistet wertvolle Hilfe: Es betreibt Suppenküchen, verteilt Lebensmittel und Trinkwasser, hilft beim Aufbau von Zelten und Infrastruktur und bietet Aktivitäten wie Theateraufführungen und improvisierten Schulunterricht für Kinder und Jugendliche an. Aktuell unterstützt medico international schweiz die Organisation besonders bei der Beschaffung und Bereitstellung mobiler Toiletten.
Das Gaza Community Mental Health Programme (GCMHP) bietet psychiatrische Erste Hilfe und Notfallinterventionen in verschiedenen Regionen im Gazastreifen an. In immer wieder neu improvisierten Räumen führen sie Einzel-, Familien- und Gruppensitzungen mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern durch und betreiben eine telefonische Hotline für psychologische Beratung. Zudem hat die Ausbildungsverantwortliche des GCMHP angesichts der aktuellen Situation die Initiative «Helping the Helpers» (Hilfe für Helfenden) ins Leben gerufen, in der sich psychologische Fachkräfte gegenseitig stärken, um ihre Arbeit fortzusetzen zu können und sekundäre Traumatisierungen zu vermeiden.
Die Menschen in Gaza brauchen weiterhin unsere Solidarität. Humanitäre, medizinische und psychosoziale Hilfe wird noch lange nötig sein. Vielen Dank für deine Spende!