Bei Luftangriffen der israelischen Armee wurden im Juni zwei Zelthallen der medico-Partnerorganisation Mayasem Association for Culture and Arts in Al-Qarara im südlichen Gazastreifen zerstört. Zwei Mitarbeitende der Organisation wurden getötet. Doch ans Aufgeben denken die Teams von Mayasem nicht.
Die Satellitenbilder zeigen den Ort vor und nach der Zerstörung der Mayasem-Einrichtungen.
Anfangs Juli erreicht uns die erschütternde E-Mail unserer Partnerorganisation Mayasem Association: «Mit tiefem Bedauern müssen wir Euch mitteilen, dass die Mayasem Community Kitchen und die Dar of Science and Culture School – beide mit Hilfe Eurer grosszügigen Unterstützung aufgebaut – bei den jüngsten Luftangriffen im Gebiet Al-Qarara vollständig zerstört wurden.» Diese Einrichtungen, so schreiben sie weiter, seien zentral für die humanitäre und bildungspolitische Arbeit gewesen und haben hunderten Familien in Notlagen lebenswichtige Unterstützung geboten. Und sie fügen hinzu: «Der Verlust ist nicht nur ein struktureller, sondern ein schmerzhafter Rückschlag für die Widerstandskraft unserer Gemeinschaft und ihren Zugang zu grundlegenden Diensten.»
Später erfahren wir, dass zwei Mitarbeitende von Mayasem beim Versuch noch brauchbares Material aus den zerstörten Zelthallen zu retten, von Scharfschützen erschossen wurden. Täglich tötet die israelische Armee Dutzende Menschen in Gaza – darunter gezielt Helfer*innen – zerstört systematisch zivile Infrastruktur und verhindert so die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendiger Hilfe. Ob Gesundheits-, Bildungs- oder Kultureinrichtungen – es gibt schon lange keine Orte mehr, die nicht angegriffen werden. Die Zerstörung der Einrichtungen von Mayasem und der Tod zweier Teammitglieder stehen exemplarisch für die systematischen Angriffe auf die Arbeit der medico-Partnerorganisationen in Gaza. Auch Büros, Labore sowie Gesundheits- und Rehabilitationszentren der Palestinian Medical Relief Society und des Gaza Community Mental Health Programme wurden weitgehend zerstört. Alle Organisationen haben bereits den Verlust von Mitarbeitenden zu beklagen. Unter erheblichen Gefahren setzen unsere Partner*innen ihre Arbeit an wechselnden Orten fort und bauen zerstörte Einrichtungen immer wieder neu auf.
Zeug*innen dieser Gewalt und Zerstörung zu sein, macht auch etwas mit uns – als Einzelne und als Gesellschaft. Sie raubt uns die Menschlichkeit. Die Entmenschlichung palästinensischen Lebens erschüttert uns zutiefst – ebenso wie die Untätigkeit westlicher Regierungen und die teils unverminderte Unterstützung für Israels Regierung und Armee, die nachweislich schwerste Menschenrechtsverbrechen begehen.
Mitglieder von Mayasem bei der Bereitstellung von Lebensmittelpaketen.
Die Mayasem Association for Culture and Arts war vor dem Krieg in Khan Younis beheimatet. Dort betrieben die jungen Aktivist*innen des Vereins ein Kulturzentrum, veranstalteten Konzerte, kuratierten Ausstellungen und organisierten psychologische Unterstützung für Menschen in Not. Seit Monaten sind die jungen Leute von Mayasem selbst Binnenvertriebene. Mit medico-Unterstützung kümmern sie sich um andere Geflüchtete, betreiben Suppenküchen, verteilen Trinkwasser, stellen Unterkünfte und Bildungsangebote bereit und bieten Kindern mit Spielen und Musik eine Ablenkung vom Kriegsalltag. Immer wieder mussten sie sich neu organisieren – auch nach diesem letzten Rückschlag denken sie nicht ans Aufgeben. In ihrer E-Mail schreiben sie: «Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, die Küche in ein Dorf im Al Mawasi-Gebiet zu verlegen und dort neu aufzubauen.»
Wir sind tief beeindruckt von dieser ungebrochenen Widerstandskraft und unterstützen unsere Partner*innen weiterhin, wo immer wir können! Unser aufrichtiges Beileid gilt den Angehörigen der getöteten Helfer und dem gesamten Team von Mayasem.