Ihre langjährige Basisarbeit befähigte unsere Partnerorganisation AfroAtenAs, in der Corona-Krise rasch Hilfe für vulnerable Bevölkerungsgruppen bereitzustellen. Dabei spielen Gemeinschaft und Solidarität eine wichtige Rolle.

Alice Froidevaux

«Die Erfahrungen der letzten Wochen und Monate waren zuerst einmal schmerzlich, dann aber auch sehr befriedigend. Wir haben erlebt, dass unsere Arbeit Früchte trägt,» so die Worte von Yoelkis Torres, Koordinator der Gemeinschaftsinitiative AfroAtenAs.

Seit elf Jahren setzt sich die Organisation in Matanzas für eine nachhaltige lokale Gemeindeentwicklung ein. Sie begleitet vulnerable Bevölkerungsgruppen, die in Kuba kaum Unterstützung erhalten, d.h. Kinder mit Beeinträchtigungen, ältere Menschen, alleinerziehende Mütter, HIV-Infizierte oder die Transcommunity.

Die Förderung kultureller Aktivitäten spielt bei dieser Arbeit eine zentrale Rolle: Strassenmalereien der AfroAtenAs-Gemeinschaft  dekorieren die Hauptgasse, Callejón de las Tradiciones, regelmässig treffen sich Gesangs- und Tanzgruppen und jeden Donnerstag wird eine Show mit Auftritten von LGBTIQ-Künstler*innen in den sozialen Medien ausgestrahlt, die Peña por la Diversidad (Show für die Vielfalt).

Schnelle Hilfe

Dank ihrem langjährigen Engagement konnte AfroAtenAs in der Bevölkerung, aber auch mit Institutionen und der Regierung, wichtige Netzwerke und Vertrauensbeziehungen aufbauen. In Kombination mit der lokalen Verankerung und einer soliden Infrastruktur ermöglichte dies AfroAtenAs, sehr schnell auf die Corona-Krise zu reagieren und in ihrer Gemeinde Hilfe anzubieten. In erster Linie handelte es sich dabei um ganz alltägliche Unter-stützung: Wöchentliche Nahrungsmittelpakete und gefiltertes Wasser für Angehörige von Risikogruppen, die das Haus nicht mehr verlassen sollten. »Dieses Projekt war eine logistische Herausforderung,» berichtet Yoelkis, »Für einmal war Geld nicht die Lösung. überall waren Nahrungsmittel knapp und unser Team stand in endlos langen Schlangen, um Stück für Stück das Material für die wöchentlich ca. 50 Essenspakete zusammenzutragen.»

Ein voller Bauch allein macht nicht gesund

«Um der Quarantäne-Langeweile entgegenzuwirken, verteilen wir zusammen mit den Notpaketen auch Bücher und wir nutzen die Hausbesuche, um mit den Menschen über ihre Befindlichkeit zu sprechen. Es ist wichtig, dass sie sich nicht alleine gelassen fühlen,» so Yoelkis zum psychosozialen Ansatz von AfroAtenAs. Besonders berührt war der Koordinator vom Einsatz einer Gruppe von Transpersonen, die Stoffmasken nähten, um sie in der Gemeinde zu verteilen: »Dies zeigte uns, dass es gelingt, verschiedene Bevölkerungs-gruppen zusammenzubringen. Gemeinschaft wird so gelebte Realität.»

Dennoch bleibt die tägliche Arbeit eine grosse Herausforderung. Die wirtschaftliche Lage wird von Tag zu Tag komplizierter. Immer breiter spreizt sich auch in Kuba die Schere zwischen Chancen und Ausschluss. Die Dankbarkeit der Menschen wie auch die Auszeichnung der Arbeit durch Kulturinstitutionen geben dem Team von AfroAtenAs jedoch Mut und Kraft, um weiterzumachen: »In mitten des aktuellen Chaos helfen zu können, ist ein Licht auf unserem Weg. Die Anerkennung, die wir für unseren Einsatz erhalten, möchten wir auch an unsere internationalen Partner weitergeben. Ohne euch wäre all dies nicht möglich!» bedankt sich Yoelkis.