Vietnam gilt international als eines der vom Klimawandel besonders stark betroffenen Länder. In der Provinz Thua Tien-Hué fördert die medico-Partnerorganisation Association of the Elderly (AoE) Präventionsmassnahmen und einen bewussten Umgang mit den zunehmenden Unwetter-Gefahren.

Anjuska Weil

Taifune gehören zum Sommer in Vietnam, doch seit einigen Jahren nimmt deren Heftigkeit zu. Die nationalen Wetterstationen senden schon früh Warnungen aus, wenn sich über dem Meer ein Taifun zusammenbraut. Insbesondere für die Fischerboote, welche mit Dringlichkeit in ihre Häfen zurückgerufen werden, ist diese Vorlaufzeit wichtig. Doch auch an Land gilt es, die richtigen Vorbereitungen zu treffen. Die Vereinigung alter Menschen lädt regelmässig zu Vorträgen mit Fachpersonen ein, an welchen die Menschen für die Gefahren sensibilisiert und Präventionsmassnahmen vermittelt werden. Auch in der Ausbildung der freiwilligen Gesundheitspromotor*innen ist der Umgang mit Naturgewalten ein zentrales Thema.

Risiko Hochwasser

Das Tiefland von Thua Tien-Hué mit seinen grossen Lagunen liegt nur wenige Meter über Meer, Überschwemmungen können nicht vermieden, aber deren Schäden verringert werden. So ist es wichtig, alle Abflussmöglichkeiten für das Wasser offen zu halten, allfällige Verstopfungen der Kanäle umgehend zu beheben, damit es in Richtung Meer ablaufen kann. Zu beobachten ist, wo sich Nester mit Larven von Stechmücken bilden, um diese zu beseitigen. Dadurch werden nicht bloss lästige Mückenstiche, sondern vor allem das Übertragungspotential von Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber reduziert. Auch die Ställe von Hühnern und Enten, welche ältere Menschen oft halten, müssen zum Schutz von Menschen und Tieren gereinigt werden. Besonders dann, wenn das Wasser zurückgeht, bleibt es wichtig, Krankheitserreger zu eleminieren. Auch Wasser aus den Regentonnen, das üblicherweise als sauber gilt, muss in solchen Ausnahmesituationen abgekocht werden.

Freiwillige Promotor*innen des AoE-Netzwerkes helfen alten Menschen, diese Massnahmen umzusetzen. Sie sind gefordert, vor und unmittelbar nach den Stürmen, bei ihren ‹Schützlingen› vorbeizugehen, zu schauen, wie es ihnen geht, was sie brauchen und Hilfe zu leisten, insbesondere dann, wenn keine Familienmitglieder dies tun können. Allenfalls regnet es durchs Dach, allenfalls stellen beschädigte Stromleitungen ein Risiko dar. Auch solche Pannen zu beheben, oder die nötige professionelle Hilfe anzufordern, gehört in den Verantwortungsbereich der Freiwilligen.

Gefährliche Kriegsaltlasten

Die Aus- und Weiterbildungsworkshops für den Fall schwerer Naturereignisse werden den lokalen Gegebenheiten angepasst. So sind die Bedürfnisse in den Bergregionen teilweise anders gelagert als im Tiefland. In den Hanglagen sind Erdrutsche immer wieder eine Gefahr für die Menschen und richten grosse Schäden an. Für die ganze Region Thua Tien-Hué gilt zudem eine besondere Alarmbereitschaft: Die Provinz gehörte während des US-Krieges in Vietnam zu den sehr hart umkämpften Regionen. Trotz grosser Anstrengungen zur Räumung von Minen und Blindgängern, können bei Unwettern noch heute solch gefährliche Objekte an die Oberfläche gelangen. Es gilt daher die Augen offen zu halten und verdächtige Gegenstände sofort zu kennzeichnen und zu melden – auch darauf wird die Bevölkerung durch die AoE sensibilisiert.