In der Westbank gibt es kaum Angebote für Kinder mit Behinderungen. Das My Dream Center in Yatta bietet eine seltene Möglichkeit für Therapie, Bildung und Inklusion. Durch die aktuelle Kriegssituation ist es akut bedroht – und wird deshalb von medico international schweiz unterstützt.
Amir Shehadeh
Schüler*innen des My Dream Center erfahren mehr über die besondere Bedeutung der Oliven in ihrer Region.
Es ist eine einzigartige Initiative in den South Hebron Hills – einer Region, die besonders unter israelischer Siedlergewalt und Besatzung leidet: Das My Dream Center for Children with Autism wurde 2020 gegründet und bietet heute über 50 Gemeinden rund um Yatta rehabilitative, therapeutische und pädagogische Betreuung für Kinder mit Autismus wie auch anderen Behinderungen und Lernschwächen. Das Zentrum unterstützt die Kinder in ihrer Entwicklung, bietet ihnen soziale und psychologische Begleitung und bereitet sie darauf vor, am öffentlichen Schulunterricht und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Auch die Familien erhalten Beratung und Unterstützung auf diesem Weg.
«Unser Grundprinzip lautet: Die Kinder so annehmen, wie sie sind», sagt eine Lehrerin des Zentrums. Durch Akzeptanz und Bewusstsein wird Inklusion möglich – in Schulen, Nachbarschaften, in der Gemeinschaft. Das Team des My Dream Center baut Vorurteile ab, vermittelt Wissen über Behinderungen und stärkt so die Kinder, ihre Familien und ihr Umfeld. Jeden Tag steht ein Team von 16 Fachkräften im Einsatz. «Seit der Gründung konnten wir viele Erfolgsgeschichten schreiben», betont der Direktor. «Schon im ersten Jahr wurden 13 Kinder auf die öffentliche Schule vorbereitet, im zweiten waren es 22. Insgesamt wurden seit der Gründung 2020 über 100 Kinder betreut. Heute hoffen viele weitere auf ihre Aufnahme ins Programm. Viele machen deutliche Fortschritte in der Kommunikation, beim Lernen und im sozialen Umgang – und meistern so ihren Alltag besser.» Die israelische Kriegs- und Vernichtungspolitik seit dem 7.Oktober 2023 trifft auch die Westbank – und damit das My Dream Center. Seit Januar 2024 steckt es in einer finanziellen Krise: Nach den strikten Grenzschliessungen verloren viele palästinensische Eltern ihre Arbeit in Israel und konnten selbst die geringen Gebühren für ihre Kinder nicht mehr zahlen. Das Zentrum entschied jedoch, die Betreuung fortzuführen und allen Kindern kostenlosen Zugang zu ermöglichen – eine Schliessung hätte einen herben Rückschlag für die Familien bedeutet.
Dieser solidarische Entscheid bewahrte den Kindern ihre Hoffnungen, brachte das Zentrum jedoch selbst an den Rand des Bestehens, da Löhne, Miete und Betriebskosten gedeckt werden müssen. Damit das My Dream Center weiterbestehen kann, braucht es internationale Solidarität: medico international schweiz hat deshalb entschieden, das Projekt ab 2025 zu unterstützen. Jede Spende – ob gross oder klein – trägt dazu bei, dass Kinder in Yatta nicht ausgeschlossen bleiben, sondern lernen, lachen, spielen und träumen können.