Die israelische Armee hat erneut zentrale Einrichtungen von medico-Partner*innen in Gaza bombardiert. Betroffen sind wichtige medizinische Einrichtungen der Palestinian Medical Relief Society (PMRS) sowie das Hauptgebäude des Gaza Community Mental Health Programme (GCMHP) in Gaza-Stadt.

Die zerstörte Al-Samar-Klinik der Palestinian Medical Relief Society

Am 22. September wurde das Al-Shawa-Gebäude in Gaza-Stadt komplett zerstört, in dem das Gaza Community Mental Health Programme (GCMHP) seine Hauptbüros, sein Ausbildungszentrum und ein Gemeindezentrum betrieb. Mit der Bombardierung ging nicht nur die gesamte Ausstattung verloren – zerstört wurde ein zentraler Ort und eine wichtige Anlaufstelle für psychosoziale Hilfe. Im selben Angriff wurde die Al-Samar-Klinik der Palestinian Medical Relief Society (PMRS) vernichtet. Es war eine der letzten noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen in Gaza-Stadt und behandelte bis zuletzt 700 bis 1000 Patient*innen täglich.

Nur zwei Tage später folgte der nächste israelische Angriff, der das bereits zuvor beschädigte Zentrum für nicht übertagbare Krankheiten der PMRS im Stadtteil Tel al-Hawa zerstörte. Vor dem aktuellen Krieg war es ein mehrstöckiger Komplex mit hochspezialisierten Gesundheitsdiensten und einer einzigartigen Labordiagnostik für den gesamten Gazastreifen gewesen. Es war auch das einzige Zentrum des Gazastreifens, das auf nicht übertragbare Krankheiten spezialisiert war, und hatte täglich hunderte Patient*innen mit allgemeiner und fachärztlicher Betreuung, Labordiagnostik, einer zentralen Apotheke sowie psychosozialer Unterstützung versorgt. 52 Mitarbeitende sowie zahlreiche Patient*innen befinden sich in akuter Gefahr. Es handelt sich bereits um den vierten Angriff auf PMRS-Einrichtungen innerhalb von zwei Wochen.

«Medizid» - Die systematische Zerstörung des Gesundheitswesens

Diese Angriffe zerstören nicht nur Gebäude – sie treffen das gesamte Gesundheitssystem und damit das Leben selbst. Sie sind Kriegsverbrechen und Teil von Israels systematischer Vernichtung des Gesundheitswesens in Gaza, die von UN-Expert*innen als «Medizid» im Rahmen des laufenden Genozids bezeichnet wird. Israel setzt die Zerstörung von Krankenhäusern, Ambulanzen und medizinischer Infrastruktur gezielt als Waffe ein. Gesundheitsfachpersonen werden getötet, verletzt oder müssen unter extremen Bedingungen arbeiten. Zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 11. Juni 2025 registrierte die WHO 735 Angriffe auf das Gesundheitswesen, palästinensische Behörden zählen mindestens 1581 getötete Gesundheitsarbeiter*innen.

Unterstützung bleibt dringend nötig!

Infolge der israelischen Invasion von Gaza-Stadt sehen sich immer mehr Teammitglieder von PMRS und GCMHP gezwungen, die Stadt zu verlassen. Erneut werden sie gewaltsam aus ihrem Zuhause, von ihrem Arbeitsplatz und ihren Patient*innen vertrieben. Und doch halten sie unbeirrt daran fest, dort, wo sie gerade sind, Menschen zu versorgen, zu unterstützen und ihrem Eid treu zu bleiben.
 
Die Angriffe auf unsere Partnerorganisationen sind Teil eines umfassenden Angriffs auf das Leben in Gaza. Sie müssen sofort gestoppt werden. Wir rufen die internationale Gemeinschaft und insbesondere den Schweizer Bundesrat auf, endlich konsequent zu handeln: den Schutz medizinischer Einrichtungen sicherzustellen und die fortgesetzten Kriegsverbrechen Israels nicht länger zu tolerieren. 

Eure Spenden helfen weiterhin, Leben zu retten!