Liebe Leser*innen

Standhaft bleiben, sich nicht vertreiben lassen, Freiheit und Rechte verteidigen – das ist der Tenor unserer Länderberichte 2023. Krieg, Konflikte und zunehmende Repression bestimmten letztes Jahr und leider auch weiterhin die Lebenssituation vieler Menschen in den medico-Projektländern. Unsere Partner*innen organisieren sich im Widerstand und versuchen, das Überleben der Menschen in Dörfern und Flüchtlingslagern zu sichern. Siege gibt es wenige, aber dennoch einige bedeutende Erfolge!
 
Die Mobilisierung der indigenen Gemeinschaften in Guatemala zur Verteidigung des demokratischen Wahlsieges von Präsident Arévalo war einzigartig. Vom Hochland und aus der Selva kamen Frauen, Männer und Jugendliche verschiedener indigener Ethnien in die Hauptstadt, um mit einer bewundernswerten Hartnäckigkeit und grossem Mut die Demokratie zu verteidigen. Die Hebammen in Guatemala und in El Salvador haben von der UNESCO die wichtige Anerkennung für ihre beispiellose medizinische Basisarbeit für schwangere Frauen als kulturelles Welterbe erhalten. Das gib ihnen Legitimation und Rückenstärkung in einer repressiven, von patriarchalen Denkweisen geprägten politischen Situation. Und die letzte der 73 wegen angeblicher Abtreibung inhaftierten Frauen in El Salvador ist frei, genauso wie die beiden Afromexikaner aus der Region Oaxaca nach 12 Jahren Untersuchungshaft endlich in die Freiheit entlassen wurden. Dies alles haben Aktivist*innen, Basisorganisationen und soziale Bewegungen ermöglicht!
 
Unglaublich standhaft sind die Gesundheitsarbeiter*innen in Gaza, die nun seit bald sechs Monaten mit fast blossen Händen und einem brennenden Herzen für das Überleben möglichst vieler Kinder, Frauen und Männer kämpfen und sich damit für das Recht auf Gesundheit einsetzen. Jeden Morgen wissen sie nicht, ob sie den nächsten Tag erleben, ob sie ihre Familie wiedersehen werden. Sie sind die wahren Held*innen unserer Zeit und mit ihnen alle, die sich täglich und ohne zu ermüden für Menschenrechte, politische Rechte und speziell für die Frauenrechte einsetzen.
 
Aus unserer privilegierten Position im globalen Norden können auch wir Widerstand gegen diese Kriege, gegen die Fortsetzung der postkolonialen weissen Vorherrschaft, gegen die Entrechtung von Frauen, Kindern und Jugendlichen leisten. «Niemanden zurücklassen» ist die politische Devise in Vietnam – sie soll auch hier und im Globalen Süden gelten. Mit Ihrer Spende und Ihrem solidarischen Engagement ermöglichen Sie es, diesem Ziel ein wenig näher zu kommen.
 
Herzlichen Dank für ihr Vertrauen!

Maja Hess
Präsidentin, medico international schweiz